Kredite mit Negativzinsen - was steckt hinter den Angeboten? - Skip to main content

Kredite mit Negativzinsen – was steckt hinter den Angeboten?

Am Finanzmarkt gibt es seit geraumer Zeit bestimmte Kredite, die auf den ersten Blick etwas seltsam anmuten. Der Grund besteht darin, dass die jeweilige Bank vom Kreditnehmer keine Zinsen haben möchte, sondern stattdessen eine Zinsgutschrift erteilt. Solche Darlehen werden im Allgemeinen als Kredite mit Negativzinsen oder als Kredite mit Negativzinsen bezeichnet. Wir möchten in unserem Beitrag einmal näher darauf eingehen, was eigentlich hinter diesen Angeboten steckt.

Was sind Minuszinsen eigentlich?

Der Begriff Minuszinsen ist definitiv nicht allen Verbrauchern geläufig. Daher macht es Sinn, diese Fachbezeichnung zunächst etwas näher zu erläutern. Von Minuszinsen wird im Grunde dann gesprochen, wenn Kapitalgeber für den Verleih ihres Geldes keine Zinsen erhalten, sondern stattdessen dem Empfänger des Geldes Zinsen zahlen. Minuszinsen finden sich daher sowohl im Anlage- als auch im Finanzierungsbereich. Im Anlagebereich gibt es sogenannte Negativzinsen in der Hinsicht, als dass manche Banken von ihren Kunden  eine Art Strafzins verlangen, wenn diese besonders hohe Guthaben auf dem Girokonto oder einem Tagesgeldkonto deponieren. 

Der Anleger erhält demzufolge keinen Zins auf seinem Tagesgeld, wie es unter normalen Umständen der Fall wäre. Stattdessen muss er an die Bank Zinsen zahlen. Eine ganz ähnliche Situation findet sich immer häufiger ebenso im Finanzierungsbereich. Dort wäre es üblich, dass der Kreditnehmer an den Kreditgeber Zinsen zahlt, nämlich als Gegenleistung für das überlassene Kapital. Stattdessen gibt es mittlerweile einige Banken, die – zumindest von Zeit zu Zeit – Kredite mit Negativzinsen anbieten. Das bedeutet, dass der Darlehensnehmer keine Zinsen zahlen muss, sondern stattdessen vom Darlehensgeber eine Zinsgutschrift erhält.

Warum gibt es überhaupt Negativzinsen?

Da Minus- bzw. Negativzinsen von ihrer Konstruktion her eigentlich paradox sind, stellt sich naturgemäß die Frage, warum diese Angebote am Finanzmarkt überhaupt existieren. Die Ursache ist eindeutig die Niedrigzinsphase, die mittlerweile schon mehrere Jahre im gesamten Euroraum anhält. Die niedrigen Zinsen,  insbesondere der bei 0,00 Prozent fixierte EZB-Leitzins,  haben dazu geführt, dass zum Beispiel die Europäische Zentralbank von den Banken Zinsen verlangt, wenn auf den EZB-Konten höhere Guthaben vorhanden sind. Der Grund ist, dass die Kreditinstitute dieses „überschüssige“ Kapital eigentlich in Form von Krediten an Verbraucher und Unternehmen verleihen und nicht auf EZB-Konten deponieren sollen. Für die Banken ist es dementsprechend teurer, bei der Europäischen Zentralbank Guthaben auf Konten zu unterhalten, statt den Kunden Kredite besonders schmackhaft zu machen, indem selbst geringe Minuszinsen gezahlt werden.

Wie funktionieren Kredite mit Negativzinsen?

Kredite mit Minuszinsen funktionieren vom Grundprinzip her genauso wie gewöhnliche Darlehen, bei denen der Kreditnehmer einen Zins an den Kreditgeber zahlt. Der wesentliche Unterschied besteht lediglich darin, dass eben bei Krediten mit Negativzinsen der Kreditnehmer keine Zinsen an die Bank zahlt. Stattdessen erhält er vom Kreditgeber eine Zinsgutschrift. Es werden zwar keine Zinsen in dem Sinne ausgezahlt, sondern stattdessen wird der Rückzahlungsbetrag mit den gutgeschriebenen Zinsen verrechnet. Was das im Detail bedeutet, soll das folgende Beispiel verdeutlichen:

  • Darlehensbetrag: 1.000 Euro
  • Zinssatz: -3,5 %
  • Laufzeit: 12 Monate
  • Gesamtschuld: 965 Euro

An dem Beispiel lässt sich gut zeigen, wie der Kredit mit Negativzinsen funktioniert. Zunächst erhält der Darlehenssuchende einen Kreditbetrag in Höhe von 1.000 Euro. Zinsen muss er nicht zahlen, da es sich um einen Kredit mit Negativzinsen handelt. Stattdessen wird die Darlehensschuld insoweit reduziert, als dass die Zinsen in Höhe von jährlich 3,5 Prozent mit der Restschuld verrechnet werden. Der Kreditnehmer muss also nicht die aufgenommenen 1.000 Euro zurückzahlen, sondern lediglich 965 Euro, in denen die Zinsgutschrift integriert ist.

Kredite mit Negativzinsen: nur unter bestimmten Voraussetzungen

Was sich nahezu paradiesisch für Kreditnehmer anhört, nämlich einerseits Geld zu erhalten und dafür zum anderen noch Zinsen zu vereinnahmen, ist allerdings bei näherer Betrachtung mit einigen Hürden verbunden. Zunächst einmal gibt es solche Angebote im Privatkundenbereich nur relativ selten und stets zeitlich befristet. Es ist also nicht unbedingt zu jedem gewünschten Zeitpunkt möglich, einen Kredit mit Negativzinsen aufzunehmen. Aber selbst wenn einmal ein solches Angebot am Markt vorhanden ist, gibt es in der Regel mehrere Auflagen, die der Kreditsuchende erfüllen muss. Zudem sind mit dem Kredit einige Bedingungen verknüpft. Oftmals gelten daher die folgenden Einschränkungen und Voraussetzungen im Zusammenhang mit einem Kredit mit Negativzinsen:

  • Darlehenssumme maximal 1.000 Euro
  • Laufzeit maximal zwölf Monate
  • Monatliches Einkommen mindestens 1.200 Euro (netto)
  • Kreditsuchender hat keine sonstigen, laufenden Kredite
  • Angebot ist zeitlich befristet

Eine häufig zu findende Bedingung, die an die Vergabe eines Kredites mit Minuszinsen gebunden ist, ist die maximale Darlehenssumme. Diese beträgt oftmals lediglich 1.000 oder vielleicht noch 2.000 Euro. Für die meisten Kreditsuchenden kommt ein solcher Kredit mit negativen Zinsen also schon allein deshalb nicht infrage, weil der eigene Kreditbedarf höher ist. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Laufzeit, denn die Rückzahlungsdauer ist meistens auf maximal zwölf Monate begrenzt. Hinzu kommen häufig weitere Bedingungen, wie zum Beispiel, dass der Kreditnehmer über ein Nettoeinkommen von mindestens 1.500 Euro monatlich verfügt oder / und keine weiteren, laufenden Kredite hat. Letztendlich ist es also nur eine relativ geringe Anzahl von Kreditsuchenden, für die ein Kredit mit Minuszinsen in der Praxis überhaupt realisierbar wäre.

Warum bieten Banken Kredite mit Negativzinsen überhaupt an?

Insbesondere vor diesem Hintergrund, nämlich dass Kredite mit Minuszinsen häufig für den Kunden gar nicht realisierbar sind, stellt sich natürlich die Frage, warum Banken solche Kredite mit Negativzinsen überhaupt im Angebot haben. Der Grund ist meistens Marketing, zumal solche Kreditangebote häufig über Verbraucher- und Vermittlungsportale als Sonderkonditionen veröffentlicht werden. Die Bank kann auf diese Weise eventuell neue Kunden gewinnen, indem sie mit sehr attraktiven Konditionen in Form der Minuszinsen aufwartet.

Es ist in den meisten Fällen also vielmehr eine Marketingaktion, als dass die Bank über diesen Weg hoffen würde, deutlich mehr Geld zu verleihen und somit ihr Guthaben bei der Europäischen Zentralbank zu reduzieren, sodass weniger Strafzinsen anfallen. Letztendlich ist es auch verständlich, denn natürlich müssen die Banken mit dem Verleih von Geld weiterhin Einnahmen generieren, da neben den Gebühren und Provisionen die Zinseinnahmen der wichtigste Ertragsfaktor sind. Es ist daher sicher interessant, wie sich die Kredite mit Minuszinsen entwickeln werden. Wird es mehr solcher Angebote geben oder ist diese Variante in absehbarer Zeit wieder vom Markt verschwunden?



Ähnliche Beiträge


Keine Kommentare vorhanden


Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Neue Kreditangebote.
Newsletter abonnieren.
Newsletter abonnieren:

Hier finden Sie unsere Datenschutzerklärung.

Trustpilot